Kriminalität in Belgien: Jeder fünfte Brüsseler fühlt Angst in seinem Viertel

Laut einer aktuellen Studie des Brüsseler Instituts für Statistik und Analyse gibt jeder fünfte Einwohner der belgischen Hauptstadt an, sich in seinem Viertel nicht sicher zu fühlen. Das bedeutet, dass mehr als 200.000 Menschen regelmäßig Angst empfinden, wenn sie einfach nur in der Nähe ihres Hauses auf die Straße gehen. Diese Situation hängt direkt mit der Wahrnehmung der Straßenkriminalität und dem allgemeinen Bild von Kriminalität in Belgien zusammen.

Das Problem ist besonders ausgeprägt bei Frauen, älteren Menschen und Bewohnern bestimmter Gemeinden. Frauen geben doppelt so oft wie Männer an, Angst zu haben, abends oder sogar tagsüber alleine unterwegs zu sein. Auch Menschen über 65 Jahre berichten von hohem Angstniveau und vermeiden oft Spaziergänge ohne Begleitung.

Welche Faktoren beeinflussen das Unsicherheitsgefühl

Obwohl die offiziellen Kriminalitätsstatistiken in Belgien keinen starken Anstieg der Straftaten zeigen, bleibt das Bedrohungsgefühl bei den Bewohnern hoch. Dies kann nicht nur mit tatsächlichen Fällen von Gewalt oder Diebstahl zusammenhängen, sondern auch mit dem allgemeinen Zustand des städtischen Umfelds.

Lokale Bewohner fühlen sich nicht immer unterstützt

Zu den Ursachen des Unsicherheitsgefühls zählen:

  • schlechte Straßenbeleuchtung
  • fehlende Polizei oder Streifen im Viertel
  • laute Gruppen auf den Straßen
  • aggressives Verhalten einzelner Bewohner
  • hoher Müll- und Graffiti-Aufkommen
  • Gefühl der Vernachlässigung mancher Viertel
  • Berichte in den Medien über Kriminalitätsvorfälle
  • mündliche Erzählungen von Nachbarn über unangenehme Vorfälle

All dies prägt das Bild eines lokalen „Problemviertels“, auch wenn die Kriminalitätsrate in Belgien offiziell stabil bleibt.

Welche Brüsseler Viertel bereiten am meisten Sorgen

Laut Studie kommen die meisten negativen Rückmeldungen von Bewohnern folgender Gemeinden:

  • Anderlecht
  • Molenbeek-Saint-Jean
  • Schaerbeek
  • Saint-Josse-ten-Noode
  • Bruxelles-Ville, besonders in der Nähe des Nordbahnhofs

Einige Befragte betonen, dass das Gefahrengefühl nach Berichten über lokale Diebstähle, Raubüberfälle und Schlägereien zunimmt. Obwohl solche Vorfälle nicht immer offiziell von der Polizei registriert werden, prägen diese Geschichten das allgemeine Bild der Kriminalität in Belgien, insbesondere bei Migranten und älteren Menschen.

Maßnahmen der Behörden

Die Brüsseler Behörden zeigen sich besorgt über das Angstniveau der Einwohner und setzen bereits verschiedene Maßnahmen um, um die Situation zu verbessern.

Erstens wird aktiv an der Verbesserung der Straßenbeleuchtung gearbeitet. Alte Lampen werden durch hellere ersetzt, und in dunklen Zonen werden zusätzliche Laternen installiert.

Zweitens wurde die Anzahl der Streifenpolizisten in Vierteln mit hohem Angstniveau erhöht. Dies gibt den Menschen ein Gefühl von Kontrolle und die Möglichkeit, schnell Hilfe zu erhalten.

Zudem werden Überwachungskameras installiert, die sowohl der Verbrechensprävention dienen als auch eine schnelle Reaktion ermöglichen.

Darüber hinaus investiert die Stadt in die Einrichtung von Jugendzentren, Sportvereinen und kulturellen Initiativen – besonders in Risikogebieten wie Molenbeek oder Schaerbeek.

Großer Wert wird auch auf die Sauberkeit der Straßen gelegt. Es gibt organisierte Maßnahmen gegen Müll, illegale Müllablagerungen und Graffiti. All dies soll das Stadtbild visuell verbessern.

Schließlich beziehen die Behörden die Bewohner aktiv in Verschönerungsprogramme ein – etwa durch Initiativen lokaler Komitees, Freiwilligenprojekte und Diskussionen über städtische Veränderungen.

Sicherheit ist nicht nur Statistik, sondern auch Gefühl

Das Sicherheitsgefühl ist subjektiv. Auch bei niedriger Kriminalitätsrate kann Angst durch visuelle und soziale Faktoren ausgelöst werden: schmutzige Straßen, nächtlicher Lärm, Obdachlose, Gerüche. All dies beeinflusst den emotionalen Zustand der Menschen und ihre Wahrnehmung ihres Wohnorts.
Um dem entgegenzuwirken, müssen die Behörden nicht nur die Kriminalität kontrollieren, sondern auch die Atmosphäre auf den Straßen verbessern: Bewohner in Verschönerungsmaßnahmen einbinden, öffentliche Räume fördern und einen ehrlichen Dialog mit der Bevölkerung führen.

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